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Moralische Corona

Neulich drang eine Empfehlung in mein Ohr, die mich ziemlich erschütterte. Wenn Erotik sein müsse, dann müsse sie im engsten Familienkreis stattfinden. Oha, dachte ich und wollte mir das auf keinen Fall konkret vorstellen. Aber wie das so ist, man sinniert doch ein wenig über solche Gedanken. Und am Ende bleibt doch die dringende Empfehlung, seiner Ehepartnerin oder seinem Ehepartner treu zu bleiben, aus Angst vor Ansteckung, wenn man sich trotz aller Warnungen doch mit einem Mitglied eines anderen Haushaltes unerlaubt treffen sollte.
Ich gebe zu, es ist ein heikles Thema, und gemäß eines noch weitgehend unbekannten alten deutschen Sprichwortes „Wer heiße Eisen anfasst, verbrennt sich die Pfoten“, riskiere ich jetzt, mir dieselben zu verbrennen. Und deswegen haue ich gleich mal meine revolutionäre These raus:
Die meisten Ehen werden durch beidseitige Seitensprünge stabil im Ausgleich gehalten.
Dies klingt auf den ersten Blick wie ein Paradox, auf den zweiten Blick aber ist es eine statistisch nachweisbare Tatsache.
Nun spinnen wir mal weiter, dass sich viele Ehepaare und andere offene Beziehungsteilnehmer an die von der Regierung strengst überwachten Kontaktbeschränkungen halten. Dann müsste es ja zu Katastrophen in allen Ehen und Beziehungen kommen. Sollte man da nicht in besonders harten Fällen die Kontaktbeschränkungen lockern und erlauben, wie früher den Seitensprungradius etwas zu erweitern?
Ich mein ja bloß! Auf keinen Fall möchte ich, dass irgendein Verdacht der Vorteilsnahme auf mich fällt. Ich begreife mich, vor allem in dem eben erwähnten Zusammenhang, als Vordenker, nicht als einer, der seine eigenen Gedanken lebt. Das wär ja noch schöner, dass man das, was man sagt, so ernst meint, dass man es in die Tat umsetzt.
Außerdem sehe ich in den mich umgebenden Haushalten keine Person, die mich zu irgendwelchen ernsthaften Kontaktverbotsüberschreitungen verlocken könnte. Ja, Glück muss man haben!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Da wir nach einem Jahr Pandemie (noch) keinen Bürgerkrieg ausgelöst durch aufgestaute Gefühle und unerfüllte Bedürfnisse haben, nehme ich an, dass die meisten Menschen es mit der Corona-Haft halten wie die katholische Kirche: nach außen laut moralisch töten, Kontakte haben sei schädlich und unsolidarisch, heimlich aber ihren Schatten leben und dann intern mit sich selbst ins Gericht gehen.

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