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Die krönende Corona-Bekämpfungs-Idee

Eigentlich wollte ich mich nicht in Dinge einmischen, die mich scheinbar nichts angehen. Ich meine pandemiemäßig und so … Aber nun bin ich doch gezwungen, mich einzumischen, meine Meinung kundzutun.
Über Nacht bin ich sozusagen vom Schicksal befugt worden, meine Meinung zu äußern, aus dem einfachen Grund: Ich bin die Corona-Viren-Zielgruppe.
Hier der Beweis: Ich bin männlich, über 60, Diabetiker und dialysepflichtig. Also das volle Programm! Und das gibt mir unbedingt das Recht, in dem millionenfachen Chor der individuellen Meinungen über ein kollektives Problem mitzureden.
Jetzt werden Bars, Restaurants und Veranstaltungen verboten. Warum? Weil sich da Menschen zu nahe kämen. Aber jetzt betrachten wir das Ganze doch mal genauer und packen das Übel bei der Wurzel: Alkohol in seiner reinen Form war ursprünglich als Verdünnungsmittel für Heilpflanzen gedacht und wirkt also in kleinsten Mengen, maßvoll genossen, heilsam. Heutzutage wird es auch als Lösungsmittel bei Lackverschmutzung verwendet. Aufgehorcht! Lösungsmittel! Oha! Aber hallo! Da fällt doch dem gewieften Interpretatoren etwas auf: Kann es sein, dass der Mensch in scheinbar unlösbaren Situationen Alkohol im Übermaß zu sich nimmt? Ein Mittel, das auf die schnelle Art und Weise Probleme lösen will?
Sei’s drum. Ich will diesem tiefsinnigen Gedanken nicht weiter nachstiefeln, sondern möchte die mildere Form des Alkoholkonsums, der die Grundlage des geselligen Beisammenseins bildet, näher untersuchen. Ach, es gibt so schöne Worte für diesen leicht angeheiterten Zustand: Beschwipst zum Beispiel, angeduselt, angetütert, besäuselt, ein bisschen einen in der Krone haben (Krönung?) … Aber was bedeutet das eigentlich genau? Nun ja, die persönlichen Grenzen ein wenig zu lockern, herauszutreten aus einer allzu verklemmten Sicht der Dinge. Die Abgrenzung ein wenig zu verschieben. Die Grenzen zu öffnen. Oh, welch angenehmer Zustand! Nicht umsonst werden Verbrüderung und natürlich auch Verschwesterung und auch so manches Liebesgeplänkel mit einem Gläschen gewürzt! Das ist schön und gut und tief in unserer Kultur verwurzelt. Aber Achtung, nun kommt’s: Genau dies ist in einer Pandemie nicht erwünscht. Ja, überhaupt nicht erwünscht. Ja, ich überlege sogar, es zu verbieten.
Nach reichlichem Nachdenken komme ich zu dem überraschenden Beschluss: Es muss einen Lockdown für Alkohol geben. Natürlich werden mich jetzt die eingefleischten Hedonisten an den Pranger stellen und mich mit unflätigen Worten bewerfen, mich als scheinheiligen Moralisten anschnauzen. Aber was soll ich tun? Ich kann nur schulterzuckend sagen:
Erstens ist meine Maßnahme nur zeitbegrenzt, und zweitens ist es besser, als in einem kompletten Lockdown Bars und Restaurants zu schließen. Man kann doch alles offen lassen, aber muss es denn immer und überall Alkohol sein? Gibt es denn keine herrlichen Getränke, die einem nicht die Sinne vernebeln und die Grenze zum Anderen auflockern, die in diesen Zeiten auf striktem Abstand gehalten werden sollten?
Okay, die Schnapsbrennereien, Bierbrauereien und Weinkeltereien werden mich jetzt hassen und würden mich sogar verfolgen und mundtot machen, wenn ich irgendeinen nachweisbaren Einfluss auf irgendeine Zielgruppe hätte. Aber hab ich doch nicht. Also kann ich frei von der Leber weg so sprechen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Und wo ich gerade in Fahrt bin, leg ich mich auch noch mit der Tabakindustrie an. Was ist denn das? Zigarettenrauch schädigt nachweislich die Lungen. Genau wie Corona – und das will doch auch keiner haben! Ja, sag mal, könnte man Zigaretten, Zigarren, Tabak und Pfeife nicht verbieten? Einfach mal so? Begründung: Für die Volksgesundheit. Wie wär’s denn damit, hä?
Okay, ich bin ja schon still, lege mich mit niemandem an und hoffe, dass meine Meinung ohne Konsequenzen bleibt. Ist doch auch eine schöne Vorstellung. Man provoziert wild herum, aber es geschieht nichts. Und somit trage ich auch keine Verantwortung dafür, dass nichts geschieht.

Autor: Johannes Galli | Geschrieben für die Zeitschrift “Lebens(t)räume

Comments (1)

  1. ALKOHOL UND TABAK EINFACH VERBIETEN – wo bleiben dann die Steuereinnahmen?
    Versammlungen bes. in den Wirtschaften verbieten – da werden alle Diskussionen unterbunden und man kann Niemanden mit dem finsteren Hintergrund der Plandemie belästigen.

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