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Papagalli erzählt, wie er gleich nochmal von einer schönen Frau verwechselt wurde 

(Fortsetzung) 

… Ich fiel in Schockstarre. Ich wollte zu ihr rennen, mich ihr zu Füßen werfen, sie an den Knöcheln festhalten, schreien: „Bleib bei mir, geh nie wieder fort.“ Aber ich war absolut handlungsunfähig. Mein Hirn stellte die Arbeit der Synapsen ein. Die Folge war eine spontane geistige Umnachtung. Hinzu kam noch eine völlige Versteifung meines Körpers. Dann reagierte ich doch blitzschnell. Raus aus dem Abteil, hin zur offenen Tür. Und sogleich sprach sie zu mir mit ihrer dunkel wohlig rauchigen Stimme, die klang wie ein Glas Kognak: „Hallo Alexander. Schön, Sie wiederzutreffen. Inzwischen habe ich mir auch Ihr Buch besorgt. Es ist herrlich, Ihre unglaublich geistvollen Beiträge zu lesen und Ihre gehaltvollen Weltbetrachtungen zu reflektieren. So kann ich in Ihrem wunderbaren Haus des Geistes wohnen.“
Jetzt gab es kein Halten mehr. Der Beschluss, hinauszuspringen zu ihr, war in Sekundenschnelle gefasst. Noch nie war ich so treffend beschrieben worden. Noch nie hatte mich jemand so genau erkannt.
Und dann sprang ich! Oh mein Gott! Ein Schmerz durchzuckte mein Nasenbein, als ich gegen die Zugtür sprang, die sich gerade geschlossen hatte. Ich suchte den Nothalt, aber ich fand ihn nicht. Und der Zug nahm mich mit und riss mich fort von ihr.
Ich sah sie noch ein drittes und letztes Mal. Diesmal auf einer Parkbank.
Ich hatte wieder einmal beschlossen, meine Überpfunde durch Jogging abzutrainieren. Also Turnhose an, altes T-Shirt übergestülpt, Turnschuhe an die Füße, und ab ging die Post! Mein lieber Scholli, trabte ich los. Die ersten fünfzig Meter hatte ich im Nu zurückgelegt. Bei den zweiten hundert Metern ging der Atem schwer und dann geriet das Herz außer Rand und Band. Wieso? Nein, nicht wegen meines angetäuschten Sprints. Sondern sie saß auf einer Parkbank am Joggingweg. Flaschengrünes Seiden T-Shirt, kurzes Röckchen, gelb schwarz gepunktet, ihre endlos langen Beine übereinandergeschlagen. Ihre dunklen Haare fielen in Schillerlocken auf ihre Schultern, und um ihren Erdbeermund spielte das engelhafteste Lächeln, das ich je gesehen hatte. Als ich ihren freundlichen Blick auffing, gab es kein Halten mehr. Mit dem rechten Fuß trat ich auf meine linke Ferse, stolperte wie ein Tölpel und stürzte mit der Eleganz eines Nilpferdes. Ich blieb liegen, denn ich musste mich erst orientieren und stellte mir eisenharte Fragen: Wer war ich? Wo war ich? Warum war ich hier? Warum war ich gestürzt? Und wer saß da auf der Bank? Und warum wagte ich nicht hinzuschauen?
Dann hörte ich ihre butterweich samtzarte Stimme: „Hallo Alexander.“
Ich wurde knallrot, doch ich hatte Glück im Unglück: Sie konnte es nicht sehen, weil ich immer noch mein Gesicht in der Wiese vergraben hatte. Laut sprach ich: „Ach, lassen Sie nur, es geht schon.“
Ich hatte gedacht, sie hätte sich über mich gebeugt und wollte mir hochhelfen. Aber dem war gar nicht so. Gemütlich saß sie auf der Bank. Ich wälzte mich auf den Rücken und mit einem flotten Drehschwung wälzte ich mich wieder auf den Bauch, stemmte mich auf allen Vieren hoch, verlor kurz das Gleichgewicht, fiel auf die Seite und machte noch einen Wälzsprung. Diesmal klappte es und ich stand vor ihr.
Lächelnd sagte sie: „Sie bluten ja.“
Ich blickte auf meinen Ellenbogen und sagte ziemlich cool: „Ach, das ist nur eine kleine Schramme.“
Sie sagte: „Nein, ich meine Ihr Knie.“
„Ach so, das Knie.“
Sie reichte mir ein Tempo. Ich ging auf sie zu, nahm das Tempo entgegen und bedauerte in diesem Moment der größten Nähe zu ihr, dass ich stark geschwitzt hatte und sich meine Duftglocke immer weiter ausbreitete. Dennoch ließ ich mich erschöpft neben sie fallen und war mir sicher, einen Verwundeten, wie ich es war, würde sie nicht abweisen. Nun war es an mir, geschickt und ausgefuchst ein Gespräch über mein Buch, dessen Titel mir vorübergehend entfallen war, zu eröffnen. Doch es kam nicht dazu, denn in diesem Moment blickte sie auf ihre Uhr, spitzte ihr Mündchen allerliebst und sagte: „Oh, ich muss los!“
Sie setzte ihre Beine nebeneinander und erhob sich. Meine tierisch animalische Duftglocke hatte inzwischen ihr zartes Veilchenparfum vertrieben. Ich wollte ihr noch einmal tief in die Augen sehen, aber sie stand ungünstig. Die Sonne blendete mich. Ich blinzelte. Dann war sie weg.
Ich schloss die Augen, dachte nach und fasste einen Entschluss: Ich würde mich intensiv über Alexander von Ludendorff informieren und mich dann in ihn verwandeln. Und sollte ich sie das nächste Mal treffen, wäre ich dann der echte Alexander. 

Comments (3)

  1. Manchmal muss ich mich in weit blödere Schwierigkeiten bringen als blutige Nase, Knie u.s.w. Ich muss dann voll in den Hammer laufen, damit mir bewusst wird, dass ich in diesem Punkt ein (grosse Idiot), Narr bin … wenn ich vielleicht dann noch nur ein Bisschen über meine Dummheit lachen kann finde ich zu mir selbst…und kann wenigstens MEINE Doofheit durchschauen…

  2. Ich würde mich intensiv über Alexander von Ludendorff informieren und mein KI-Computer dann mit den Informationen füttern bis er so richtig die Grösse des grossen Alexanders hat und den KI-Alexander dann auf die Pirsch schicken, das wäre vielleicht ein Spass😂

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