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Zwei Grad kälter – Teil 2

Ein Theaterstück von Johannes Galli

Zweite Szene

Rollen:
Uwe (ein dicklicher Mittfünfziger in Badehose mit aufgedruckten Bienen)
Eiszapf (Ersatzhilfsbademeister im Neoprenanzug)
Badegäster in Neoprenanzügen
Zwei Pinguine

Ort: An den Umkleidekabinen

(Uwe tritt in seiner Bienen-Badehose erwartungsvoll aus der Kabine.
Von rechts tritt der Ersatzhilfsbademeister Eiszapf im Neoprenanzug auf.)
Uwe: Wer sind Sie denn?
Eiszapf: Ich bin Ersatzhilfsbademeister Eiszapf.
Uwe: Aber warum im Neoprenanzug? Das Wasser ist doch auf 24 Grad geheizt? Da kann man doch locker in Badehose ins Wasser hüpfen.
(Uwe und Eiszapf blicken nach hinten, wo Menschen in Neopren Anzügen unentschlossen am Beckenrand herumstehen und sich nicht ins Wasser wagen. Uwe und Eiszapf blicken sich wieder an.)
Eiszapf: Wir wurden von oberster Stelle per Gesetz verpflichtet, das Wasser in den öffentlichen Bädern um zwei Grad zu erkälten. Heizkostensparend! Verstehen Sie?
Uwe: Wer sagt das?
Eiszapf: Gestern war Bundesknazler Schloz höchstpersönlich hier und hat die Regel vorgelesen: Zwei Grad kälter wegen Heizkotzenersparnissen. Wir heizen hier nämlich mit Russengas und zeigen‘s denen jetzt, dass wir auch kälter können.
(Uwe und Eiszapf blicken wieder nach hinten, wo inzwischen die Neoprenanzügler um Flossen, Neoprenhandschuhe und Neoprenmützen handgreiflich streiten. Uwe und Eiszapf blicken sich wieder an.)
Uwe: Da habe ich eine Frage: Vierundzwanzig Grad sind vorgeschrieben. Zwei Grad kälter sind zweiundzwanzig Grad. Warum steht auf der Tafel: „Wassertemperatur allerhöchstens siebzehn Grad“?
Eiszapf: Eigener Ermessungsspielraum! Jeder übernimmt hier Selbstverantwortung und deswegen haben wir noch einen Ermessungsspielraum von drei Grad.
Uwe (rechnet nach): Was? Drei Grad? Das wären ja dann immer noch neunzehn Grad.
Eiszapf: Sagen Sie mal, wollen Sie schwimmen oder stänkern?
Uwe (kleinlaut): Schwimmen. Aber 17 Grad ist mir zu kalt!
Eiszapf: Das Wasser hat auch gar keine 17 Grad. Heizkostensparend! Verstehen Sie?
Uwe (entsetzt): Unter 17 Grad? Wie soll man denn da schwimmen?
Eiszapf: Kaufen Sie sich doch wie alle einen Neoprenanzug.
Uwe: Und wo krieg ich jetzt auf die Schnelle so einen Neoprenanzug her?
Eiszapf: Wir haben eine staatlich prämierte und auch staatlich subventionierte Neoprenanzug Verkaufsleiterin. Wenn Sie einen Moment warten, werde ich sie Ihnen zuführen.
(Uwe und Eiszapf blicken wieder nach hinten, wo zwei Pinguine gemütlich übers gefrorene Schwimmbadbeckenwasser watscheln.)

– Ende der zweiten Szene –

Hier findet eine Pause statt, in der die Theatergäste im ungeheizten Theater mit überteuertem Glühwein versorgt werden.

Fortsetzung folgt …

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