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Tag der Deutschen Zwietracht

Heute ist Montag. Und Montag heißt für mich nach entbehrungsreichem Wochenende endlich wieder frische Backwaren. So stiefle ich also frohgemut los zum Bäcker – und dann – Schock: Geschlossen!
Was ist jetzt los? Gaspreise übergeschwappt? Keine Rohstoffe mehr da? Inflationsgalopp?
Ach, und dann fällt es mir ein! Heute ist ja der 3. Oktober! Tag der Deutschen Einheit. Jetzt rächt sich, dass ich am Wochenende alle Reden, die mich vom Radio her im Ohr belasteten, ausgeschalten habe. Dass ich mir geschworen habe, dass ich keine sittliche Belästigung durch heuchlerische Politreden zulasse.
Aber dennoch habe ich einen eigenen Rhythmus zum 3.-Oktober-Fest aufgebaut. Und an dem will ich die geneigte Leserin und den ebenso geneigten Leser teilhaben lassen. Also stiefle ich ohne Brötchen wieder nach Hause und beginne mein Tag-der-Deutschen-Einheit-Ritual wie folgt: Ich setze mich gemütlich in meinen Ohrensessel, lege die Beine hoch. Auf dem Tischchen neben mir eine Flasche Rotwein, ein schön geschwungenes Weinglas … Ach, wie das gluckert, wenn der edle Rottraubentropfen ins Glas sprudelt. Sodann gebe ich in YouTube „Prager Balkonrede“ ein und sogleich erscheinen Videos, in denen Genscher den DDR-Flüchtlingen in der Prager Botschaft mitteilt, dass ihre Ausreise nach Westdeutschland genehmigt ist.
Und dann genieße ich, wie eine unglaublich große Menschenmenge vor Freude jubelt über die Nachricht, dass sie in die „Freiheit“ reisen dürfen. Und das erwärmt mein Herz. Welche Freude – so eine existenzielle Freude über die Zukunft in Freiheit habe ich mein ganzes Leben noch nicht gehört. Und mein Herz wärmt sich auf. Und ich genieße noch ein Schlückchen. Dann grüble ich noch kurz über die Sehnsucht der Menschheit nach Freiheit. Dann wabern meine Gedanken in meine eigene Freiheit. Doch bevor ich immer kritisch und kritischer werde und den Begriff Freiheit von immer mehr wirklichkeitsnahen Seiten reflektiere, trinke ich lieber noch ein Schlückchen. Und dann mache ich das, was ich immer an Feiertagen tue, wenn ich über Freiheit nachdenke: Ich gehe wieder ins Bett und gönne mir noch zwei, drei Stündchen Schlaf. 

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