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Krieg der Begriffe

Ein Riss geht durch die Welt. Und jeder ist aufgefordert, sich zu entscheiden. Also auch ich. Und natürlich werden mir von höchster Stelle allerlei Entscheidungen empfohlen.
Im Wesentlichen muss ich mich über Begriffe entscheiden. Die Hauptfragen sind: Ist der russische Krieg ein Angriffskrieg oder eine militärische Sonderoperation? Hat die Hamas einen Terroristischen Überfall auf Israel unternommen oder war es eine Vergeltung für erlittenes Unrecht?
Ist Israel in einem Rachefeldzug gegen die Palästinenser oder nutzen die Israelis nur ihr Recht auf Verteidigung? Benutzt die Hamas Zivilsten als menschliches Schutzschild oder nimmt Israel bei ihren Militäraktionen den Tod von Kindern, Frauen und alten Zivilisten billigend in Kauf?
Ehrlich gesagt: Ich blick nicht mehr durch! Was darf ich denn nun sagen? Oder besser gesagt: Wer will, dass ich was von diesen Alternativen sage? Oder soll ich lieber das Maul halten? Was ziemlich witzlos ist, denn es fragt mich ja eh keiner.
Ah, da fällt mir noch was ein, was mich überfordert: Krieg will doch die Vernichtung des Feindes, oder? Also ist doch jeder Krieg ein Vernichtungskrieg. Also ist alles erlaubt, was zur Vernichtung des Feindes führt. Nun meine Frage: Gibt es eine menschenwürdige Vernichtung? Oder sind nicht alle Kriegshandlungen ein Verbrechen?
Da sehe ich eine Aufgabe für mich! Zu entscheiden, welche Kriege gerecht sind und welche ungerecht. Oje … wenn ich aber dann das Falsche sage? Oh, weh mir!
Dann mach ich’s doch lieber so, dass ich einfach beobachte, wie andere in die Fettnäpfchen treten und Stürme der Entrüstung auslösen.
Ich persönlich will keinen Sturm der Entrüstung auslösen! Also trete ich auch in kein Fettnäpfchen. Sondern ich trete nirgendwo hin. Ich bleibe lieber auf meinem Standpunkt stehen, den ich niemandem sage … und also auch dir nicht!
Ja, so mach ich’s! 

Comments (3)

  1. Und was sagen die Politiker? „Kriege müssen humane Kriterien berücksichtigen.“
    Gehts noch? Wie denn das? Überall Tote, Verletzte und Flüchtende! Und wieder einmal tapfere Hilfsorganisationen aus andern Ländern, die versuchen, das unsägliche Leid zu mildern.
    Und wozu das alles? Für ein paar
    VER-RÜCKTE, die, aus welchen unüberschaubaren Gründen auch immer, ihre jungen Männer und Frauen zum Töten und getötet werden in einen Krieg schicken. Und dieses schreckliche Handeln, selbst wohlbehütet, aus weiter Ferne organisieren.
    Was soll man bei so einem so unmenschlichen, unverständlichen und grausammen Gebaren auch sagen?

  2. Ein ausgezeichneter und auch gewagter Beitrag, mit hervorragenden Gedankenansätzen: Krieg der Begriffe, oder – Fragen auf Fragen selbst ohne Antworten des Autors, denn er möchte seinen Standpunkt niemanden sagen. Ist es wirklich so oder könnte man vielleicht doch noch weiter forschen und aus dem Texte implizierte Antworten herauslesen, jedoch unter Berücksichtigung des Fettnäpfchens.
    Auf alle Fälle würde ich sehr gerne noch die von Ingeborg so interessant gestellte quasi-Gretchenfrage: „und was sagen die Politiker“? ergänzen und ihre Frage auf die gesamte Politik ausweiten.
    Aus all dem ergibt sich, im Hinblick auf die grosse Bedeutung des Themas: Fortsetzung ist erwünscht und folgt (hoffentlich und jetzt schon mein Dank dafür).
    Vor kurzem suchte JG jemanden, der ihm zur Seite steht, mündlich ließ ich ihn bereits wissen, dass dies mein Fall ist und auch hier kann ich nur festhalten, dass ich auf seiner Seite bin, wenn es sich darum handelt Ansätze für Lösungsversuche und zufriedenstellende Antworten auszuarbeiten.
    Dies könnte vielleicht im Rahmen eines Friedensspiels (zumal das Spiel eine fundamentale Bedeutung für den Menschen hat) und mit Hilfe einer institutionalisierten Diskussion kompetenter, konstruktiv zukunftorientierter Akteure erreicht werden.
    Bei der Organisation der Diskussionen sind jedoch unter technischen Gesichtspunkten die Kaffeepausen, integrierender Bestandteil jeder erfolgreichen Diskussion, nicht zu vergessen, denn ohne sie und den dabei geführten bi- und multilateralen Gesprächen ist kein tragender Kompromiss erreichbar.
    Somit: wer nicht wagt, gewinnt nicht und der Hinweis auf ‚Fortsetzung folgt‘ scheint mir doch gerechtfertigt.
    Alles Gute und Beste zum Erfolg, und: ich danke für das Nachdenken; RL

  3. Krieg der Begierde lese ich hier und denke jeder Krieg ist eigentlich ein Krieg der Begierde. Das oder jenes, was ich möchte, habe ich nicht so wie ich es will, darum mache ich: Krieg ,„der Begierde„.

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