Die verhinderte Kriminalkomödie
Ich möchte diesmal eine kleine Geschichte erzählen. Damit diese Geschichte im richtigen Zusammenhang steht, muss ich mein außergewöhnliches Hobby erläutern: Ich schreibe gerne für kleine Theatergruppen harmlose, lustige und komische Theaterstücke. Am liebsten erschaffe ich diese Theaterstücke, wenn mir freie Theatergruppen einen Auftrag erteilen. Dann weiß ich nämlich, worauf ich mich zu konzentrieren habe. Und meine Charakterschwäche, das erbarmungslose Ausufern, ist halbwegs gebannt.
Lange Rede, kurzer Sinn, eine begeisterte Laienschauspieltruppe trat an mich heran und fragte an, ob ich eine Kriminalkomödie schreiben könnte. Sie hatten nämlich vor, einen Theaterabend zu gestalten, an dem ein Dinner serviert würde und zwischen den Gängen würde ein Theaterstück präsentiert werden, so dass dieser Theaterdinnerabend ein tolles Ereignis werden sollte.
Da mein Kopf von Natur aus mit absurden Ideen überfüllt ist, haute ich gleich eine Idee raus:
Hedda Hadderhai – Eine Kriminalkommissarin räumt auf!
In diesem Kriminaltheaterstück geht es darum, dass entrechtete Frauen durch Hedda Hadderhai wieder zu ihrem Recht kommen.
Ich hatte richtig Lust, mich als Frauenfreund zu geben.
Aber es kam anders. Völlig anders. Als ich eine Woche später bei einem Meeting meinen ersten Entwurf vorstellte, erntete ich Eiseskälte. Kein Lacher, keine Reaktion, kein spontaner Applaus, nichts! Verächtliche Blicke hafteten sich an mich wie ranzige Sonnencreme an einem trüben Sommertag.
Dabei hatte ich mir einen genialen Kriminalfall ausgedacht: Bei einer Geiselnahme hatten die Entführer die Entführten verwechselt und dadurch entstanden drollige Szenen, über die ich mich schon beim Entwickeln schiefgelacht hatte.
Aber wieso lachte jetzt niemand?
Dann kam es zu einer Wortmeldung. Die junge Schauspielerin blitzte mich an. Aber nicht aus überhasteter Zuneigung, sondern mit harter Stimme sprach sie: „Ist das möglich? Die ganze Welt diskutiert, bespricht, verurteilt die abscheuliche Geiselnahme im Nahen Osten. Und Sie unsensible Knallbirne schreiben ein saublöd peinliches Theaterstück über Geiselnahme?! Was wollen Sie? Die Leidtragenden verhöhnen? Sie unmenschlicher Menschenfeind.“
Aller Augen richteten sich auf mich. Und ich musste zugeben, dass sie recht hatte. Wie konnte ich nur so unsensibel in den tobenden Meinungskampf, der die ganze Welt überschattete, gedankenlos eingreifen? Zum Rückzug bereit erklärte ich, dass ich gedankenlos und unüberlegt geschrieben hatte. Aber auf eines müsse ich bestehen: Ein Menschenfeind sei ich nicht. Diese Behauptung stimmte wirklich nicht! Und wenn ich ein Menschenfeind wäre, dann müsste ich mir zugute halten, dass ich von allen Menschenfeinden, die ich kenne, der menschenfreundlichste bin.
Solche Verwechslungen finde ich auch irrekomisch. schon als Kind hat mich der Witz zum Lachen gebracht: „Zwei * gehen zum Arzt, der eine hat keinen Bauchnabel und der andere keine Haare auf dem Kopf. Der Arzt gibt jedem ein Mittel und die Arzneien werden verwechselt. Als sie zum nächsten Termin kommen stellt der Arzt fest, dass der eine Haare am Bauch hat und der andere Bauchnabele auf dem Kopf“. Ist doch komisch? oder nicht?